Dropshipping – Der richtige Weg ins eigene Business?

E-Commerce, zu dem auch Dropshipping zählt, ist ein Geschäftsfeld in Deutschland, das immer schneller wächst. Dabei hat natürlich die Corona Pandemie in den letzten Jahren als eine Art Katalysator gewirkt. Betrachtet man die Entwicklung von 2019 bis ins Jahr 2022, so sind die Zahlen schon erstaunlich. Der Statistik-Anbieter Statista hat dazu die Zahlen geliefert. Hier lässt sich ablesen, dass der Umsatz im E-Commerce im Jahr 2019 bei insgesamt 59,2 Milliarden Euro lag – allein in Deutschland.

Im Jahr 2020 kam die Branche bereits auf 72,8 Milliarden Euro. Im Jahr 2022 wird ein Umsatz in Hohe von 97,4 Milliarden Euro erwartet. Ein solches Wachstum innerhalb so kurzer Zeit zieht natürlich eine Menge Interessenten an. Da stellt sich schnell die Frage, wie Du auf diesen so erfolgreichen Geschäftszweig aufspringen kannst. Denn ein Ende des Wachstums ist in diesem Bereich nicht in Sicht.

Dafür gibt es verschiedene Wege. Da wäre natürlich die Variante als Amazon FBA Händler. Hier kannst Du Dir die Vorteile zunutze machen, die Dir Amazon als Partner bieten kann. Als größter Online-Händler weltweit kann Amazon mit einer ganzen Menge an positiven Faktoren aufwarten.

Doch der Weg über den Online-Riesen ist natürlich nicht der einzige. Dropshipping – gern auch einfach als Streckenhandel bezeichnet – kann hier eine echte Alternative sein. Allerdings musst Du, um mit einem Unternehmen dieser Art erfolgreich sein zu können, ein paar wichtige Faktoren beachten. 

Wir stellen Dir hier das Prinzip hinter dem Streckenhandel vor und zeigen dir, welche Vor- und Nachteile Dich dabei erwarten.

 

So funktioniert Dropshipping

Im Streckengeschäft verkaufst Du über einen eigenen Online-Shop direkt vom Hersteller oder Zwischenhändler an den Verbraucher. Deshalb wird diese Art des Handels auch als D2C (Direct-to-Costumer) bezeichnet. 

Vom Ablauf her ist der sogenannte Direkthandel sehr einfach. Du gestaltest einen Online-Shop. Deine Kunden sehen das Produkt und bestellen es. Die Bestellung wird von Deinem Shop quasi automatisch an deinen Händler weitergeleitet, der dann den Versand an den Kunden erledigt.

Im Anschluss rechnest Du mit Deinem Händler ab und die Gewinnmarge verbleibt bei dir. Alles in allem also ein Geschäftsmodell, dass sich deutlich einfacher gestaltet als die klassische Art ein Business aufzubauen. Kein Wunder also, dass Dropshipping gerade für viele Gründer auf den ersten Blick nahezu alternativlos wirkt. Dabei solltest Du aber nicht übersehen, dass der Streckenhandel eine Reihe spannender Vorteile – aber eben auch einige Nachteile mit sich bringt.

 

Vorteile des Streckengeschäfts

Die Vorteile im Direkthandel erschließen sind vor allem für Gründer sehr interessant. Hier sind vor allen Dingen zwei Faktoren zu benennen:

  1. Du kannst sehr schnell starten und dein Business mit vergleichsweise wenig Zeitaufwand gestalten.
  2. Du brauchst kein Eigenkapital, um Waren zu kaufen und zu lagern, sondern verkaufst nur direkt auf Bestellung.

Schneller Start im Streckenhandel

Wer mit dem Direktgeschäft in ein eigenes Business einsteigen möchte, muss sich nicht die Arbeit machen, ein Lager anzumieten, Waren zu bestellen und für die Warenbeschaffung Fremdkapital aufzunehmen. Auch die mit der Logistik – also dem Empfang der bestellten Waren und dem folgenden Versand an die Kunden – verbundene Arbeit entfällt. Damit sparst Du natürlich eine Menge Zeit. Das ist vor allem für Gründer, die noch einem festen Job neben der Gründung ihres Business nachgehen, ein sehr verlockender Pluspunkt.

Kein notwendiger Wareneinkauf

Dieser Faktor ist ebenfalls ein erheblicher Vorteil. Denn mit dem Verzicht auf eine notwendige Lagerhaltung kannst Du über Jahre hinweg eine Menge Fixkosten sparen. Außerdem reduzierst Du die notwendigen Lieferwege, denn im Direkthandel werden die Waren vom Hersteller oder Händler direkt an den Kunden geliefert. Die Zwischenstrecke zu Dir entfällt, wodurch sich der CO2-Fußabdruck Deiner Produkte reduziert. 

Außerdem musst Du für den Start Deines Business kein Eigenkapital in den Wareneinkauf stecken. Was für die meisten Jungunternehmer eine große Hürde beim Start in die eigene Selbstständigkeit ist, entfällt hier komplett.

 

Nachteile im Direkthandel

Das Streckengeschäft bringt allerdings auch einige Nachteile mit sich, die Du auf jeden Fall bedenken solltest. Da wären vor allem die drei folgenden Punkte zu benennen:

  1. Du brauchst einen eigenen Online-Shop.
  2. Dein Shop muss im Internet bekannt gemacht werden.
  3. Du baust mit einem Business, dass du nur über Dropshipping bedienst, keine nachhaltigen Werte in Form eines werthaltigen Unternehmens auf.
  4. Der Direkthandel hat leider nicht den allerbesten Ruf unter vielen Kunden.

Du brauchst einen eigenen Online-Shop

Damit Du mit Deinem Business im Fulfillment beginnen kannst, brauchst Du einen eigenen Online-Shop. Hier hast Du im Vergleich zu Amazon FBA Händlern einen erheblichen Nachteil. Denn Amazon Händler können die vorhandene Plattform des Online-Riesen nutzen und müssen sich nicht die Arbeit der Erstellung eines eigenen Shops machen.

Dabei ist die Erstellung des Shops an sich in der Regel erst einmal das kleinste Problem, auch wenn das natürlich einigen Zeitaufwand erfordert. Aber diesen Shop dann auch online zu stellen und ihn so zu pflegen, dass er wirklich gut läuft, braucht oft Wochen und Monate an akribischer Arbeit.

Dein Shop muss erst einmal bekannt werden

Genau daran scheitert es in vielen Fällen – während Amazon FBA Händler hier auf einer riesigen Online-Plattform die ohnehin in großer Menge vorhandenen Kunden für sich begeistern müssen, musst Du mit einem eigenen Online-Shop erst einmal Kunden auf Deinen Shop lotsen.

Dafür bedarf es einer Menge Werbung auf verschiedenen Social Media Plattformen. Facebook und Instagram bieten sich hierfür beispielsweise an. Doch grade Werbung über Social Media birgt oftmals ein erhebliches Problem: Hier ist eine so breite Streuung gegeben, das gezielte Werbung auf konkrete Zielgruppen nur sehr schwer umgesetzt werden kann. 

Das wiederum bedeutet, dass Du einen recht hohen Werbeaufwand mit entsprechenden Ausgaben hast. Grundsätzlich musst Du, damit Du überhaupt die Chance hast, einen erfolgreichen Online-Shop aufzubauen, mit einem Werbebudget von mindestens 5.000 Euro monatlich rechnen.

Darüber hinaus brauchst Du wirklich gute Shop- und Werbekonzepte, die Deine potenziellen Kunden auch ansprechen. Zusätzlich musst Du die Kosten für die Produktion von Werbemitteln wie Videos und Bilder einkalkulieren. Diese liegen für einen neu gegründeten Online-Shop in aller Regel zwischen 15.000 und 20.000 Euro.

Auch wenn Du mit Dropshipping also Kosten für die Beschaffung von Waren, die Lagerhaltung und die Logistik einsparst, hast Du einen deutlich höheren Aufwand für Werbung als bei einem Amazon FBA Business beispielsweise. 

Der Direkthandel bietet keine Wertschöpfung

Die meisten Unternehmen steigern mit der Zeit ihren Wert. Mit Sicherheit hast auch du schon die eine oder andere Geschichte über Jungunternehmer gehört, die mit einem kleinen Business in der Garage der Eltern gestartet sind und ihre Firma nur einige Jahre später für mehrere Hunderttausend Euro oder sogar noch höhere Beträge verkauft haben.

Ein solcher Werdegang ist auch heute noch möglich – dafür braucht es noch nicht einmal die elterliche Garage. Diese klingt natürlich in der Selbstdarstellung immer besonders hipp – zeugt sie doch vom Unternehmergeist des jeweiligen Firmeninhabers schon in jungen Jahren. Doch auch die Gründung aus der eigenen Wohnung heraus mit einem gut durchdachten Produkt und einer eigenen Marke kann ein Unternehmen mit einem gewissen Wert schaffen.

Ziehen wir hierzu einmal einen Vergleich.

Zwei Jungunternehmer gründen gleichzeitig ihr eigenes Business. Der eine als Amazon FBA Händler mit einem Produkt, dass er unter eigenem Namen bzw. mit einer eigenen Marke verkauft. Der andere mit einem eigenen Online-Shop im Streckenhandel. Gehen wir einmal davon aus, dass beide Unternehmer in etwa die gleichen Erfolge erzielen, was den Gewinn angeht.

Wenn wir auch hier mit einem Gewinn in Höhe von 3.000 Euro im Monat rechnen, kommen wir auf einen Gewinn im Jahr vor Steuer von rund 36.000 Euro. Für ein Unternehmen mit eigener Marke und eigenen einem eigenen Produkt, das am Markt einen gewissen Stellenwert habt, könntest Du im Fall eines Verkaufs bereits einen Preis von mehreren Hunderttausend Euro erzielen.

Der Online-Shop Inhaber mit einem Produkt ohne eigene Marke im reinen Direkthandel hingegen wird für seinen Online-Shop nur einen deutlich niedrigeren Preis erzielen können. Denn hier stehen letztlich keine echten Werte dahinter. Das verkaufte Produkt ist lediglich die Ware eines anderen Unternehmens, dass ohne einen echten Bezug zu Deinem Shop weiterverkauft wird. Tatsächlich wird der Umsatz in Deinem Shop sehr schnell zurückgehen, wenn Du nicht monatlich eine Menge Geld und Zeit in die Werbung investierst.

Damit schaffst Du als Amazon FBA Händler mit deinem Business einen echten Wert, den Du irgendwann auch tatsächlich in Geld umsetzen kannst. Als Online-Shop Inhaber im D2C-Handel hingegen sorgst Du lediglich für ein fortlaufendes Einkommen.

Dropshipping hat leider nicht den besten Ruf

Zu guter Letzt muss Dir auch klar sein, dass der Direkthandel in Deutschland nicht den besten Ruf hat. Dazu führten in der Vergangenheit leider einige Geschäftspraktiken des einen oder anderen schwarzen Schafes in dieser Branche. Das beispielsweise die Bundesregierung in einem öffentlichen Internetauftritt zum Thema Verbraucherschutz im Online-Handel vor den Gefahren des Dropshipping für Kunden warnt, wirkt da nicht gerade vertrauensbildend.

Um Dich von Anfang an von eher undurchsichtigen Angeboten im Netz abgrenzen zu können, ist absolute Transparenz in Sachen Lieferanten, Herstellung der Produkte etc. sehr empfehlenswert. Außerdem solltest Du bei der Wahl Deiner Partner in Sachen Handel und Vertrieb der Produkte darauf achten, dass hier für Deine Kunden keine bösen Überraschungen in Form von erheblichen Zusatzkosten lauern.

 

Worauf kommt es bei der Gründung eines Business mit Dropshipping an?

Das wichtigste bei der Gründung eines neuen Business ist immer erst einmal das Produkt. Auch wenn sich hier das Streckengeschäft von anderen Formen des Onlinehandels von Grundsatz her nicht unterscheiden, gibt es in den Feinheiten doch erhebliche Unterschiede. So sollte bei der Produktauswahl fürs Dropshipping beispielsweise ein die Qualität ein sehr wichtiger Faktor sein. Hier insbesondere die Frage, inwieweit das Produkt wirklich exakt dem entspricht, was der Kunde beim Kauf erwartet.

Denn gerade im Direkthandel ist es immer mit Aufwand und Kosten verbunden, wenn ein Produkt vom Kunden an den Händler zurückgeschickt wird. Die Händler wälzen in solchen Fällen ihre Versandkosten gerne auf Dich ab. Viele Rücksendungen bedeuten für Dich also hohe Kosten ohne entsprechende Einnahmen.

Darüber hinaus darf das Produkt nicht zu günstig sein. Je höher der Preis einer Ware ist, desto höher ist auch Deine eigene Handelsspanne. Bei einem Produkt für einen Verkaufspreis von 20 Euro liegt die Gewinnmarge sehr viel niedriger als bei einer Ware für 150 Euro. Dementsprechend mehr Werbung kannst Du auch für Produkte mit einem Verkaufspreis von 150 Euro machen. 

Ist der Preis Deiner Produkte im Shop zu niedrig und sind die möglichen Gewinne dementsprechend gering, hast Du kaum Möglichkeiten, die notwendige Werbung zu bezahlen, um Deinen Shop überhaupt entsprechend bekannt zu machen. 

Zu guter Letzt muss Dein Produkt ein echter Eyecatcher sein. Denn Deine Werbemöglichkeiten in den sozialen Medien sind, wie bereits erwähnt, nicht sehr zielgruppengenau. Trotzdem müssen möglichst viele Personen, die Deine Werbung und Dein Produkt sehen, sich die Zeit nehmen, um sich näher damit zu befassen. Das wird nur passieren, wenn Deine Ware auf den ersten Blick begeistern kann.

 

Kann Streckenhandel heute überhaupt noch rentabel sein?

Tatsächlich kann das Direktgeschäft auch heute noch profitabel sein – wenn Dein Produkt und Deine Werbe- und Verkaufsstrategie passen. Problematisch ist dabei der Umstand, dass Werbung zum Beispiel auf Facebook in den letzten Jahren immer teurer geworden ist. 

Außerdem mag Facebook Händler mit einem Dropshipping System im Hintergrund nicht besonders. So kann es also schnell mal passieren, dass Dein Account für Werbung und andere Aktivitäten auf Facebook gesperrt wird. Das wiederum macht die Kundengewinnung dann noch schwerer.

Ein weiterer klarer Minuspunkt ist die Handelsspanne. Nimmst Du immer nur die Produkte ab, die Dein Kunde gerade bestellt, wirst Du stets den höchsten Einkaufspreis bezahlen müssen. Ein Amazon FBA Händler, der sich einige Hundert Stück eines Produktes ins Lager legt und diese dann nach und nach abverkauft, bekommt im Einkauf bessere Preise. Das wiederum erhöht seine Gewinnmarge ganz erheblich.

Ein letzter Punkt, der dem dauerhaften Erfolg eines Online-Shops mit Direktgeschäft oft im Weg steht, ist die Menge der angebotenen Produkte. In den meisten Fällen bieten Web-Shops im Fulfillment nur eine sehr kleine Zahl an unterschiedlichen Produkten an. Oftmals sogar nur ein oder zwei Produkte. Sollte eines dieser Produkte dann einmal komplett aus der Mode kommen, sinkt die Nachfrage rapide ab. Außerdem gelangen nur Kunden auf Deinen Shop, die sich für genau dieses eine Produkt interessieren.

Händler mit eigener Marke und eigenen Produkten hingegen sind oftmals darauf bedacht, nach und nach ihren Markenbestand hochzufahren. So bekommst Du nach und nach immer mehr Standbeine. Wenn dann mal eine Ware als Verkaufsschlager wegfällt, macht sich das nicht ganz so schlimm bemerkbar und kann ein Stück weit aufgefangen werden.

 

Gibt es rechtliche Probleme beim Dropshipping?

Das Streckengeschäft als solches ist vollkommen legal. Allerdings gibt es eine ganze Menge Gesetze, an die Du dich im Rahmen Deines Business halten musst. In den meisten Fällen ist das in erster Linie das Zoll- und Einfuhrrecht und dann natürlich das Steuerrecht. Je nachdem, wo Du Deine Waren bestellst, kann es sein, dass Du im Ausland die Mehrwertsteuer begleichen musst.

Auch die Zollgebühren solltest Du nicht unterschätzen. Bei der Gründung und dem Aufbau eines solchen Business solltest Du Dich auf jeden Fall von einem Steuerfachmann entsprechend beraten lassen.